„Dance like a Phoenix“ begeistert Neuhausen

Wenn ein kleiner Vogel fliegen lernt – und ein ganzes Dorf mit ihm

bei Georg Kost

Das Musical „Dance like a Phoenix“ begeisterte am Samstag rund 1000 Besucherinen und Besucher in der Monbachhalle. Foto Georg Kost

NEUHAUSEN, 26.05.2025 (rsr) – Es gibt diese seltenen Momente im Leben, in denen man spürt: Hier ist etwas ganz Besonderes geschehen. Die Premiere des Musicals „Dance like a Phoenix – Es sind Wunder in Sicht“ am vergangenen Samstag in der vollbesetzten Monbachhalle war genauso ein Moment. Was Tanzpädagogin und Regisseurin Sandra Kaufmann gemeinsam mit rund 150 Mitwirkenden auf die Bühne gebracht hat, ist weit mehr als ein lokales Kulturprojekt. Es ist eine emotionale Reise, ein Weckruf – und ein funkelndes Geschenk zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde Neuhausen.

Zwei Vorstellungen, zweimal ausverkauft. Schon am Vormittag der Vorpremiere füllte sich der Saal und auch der letzte Platz war belegt – und das völlig zurecht. Denn das, was die Zuschauer erlebten, war kein gewöhnliches Laienmusical. Es war eine choreographisch und inhaltlich fein austarierte Inszenierung, die die Grenzen zwischen Realität und Fantasie kunstvoll verschwimmen ließ.

In den Hauptrollen von Dance like a Phoenix Arthur Sittner und Aillen Wenninger (rechts) Foto Georg Kost

Vom Fall in die Freiheit
Im Zentrum der Handlung steht ein kleiner Vogel (berührend gespielt von Aileen Wenninger), der bei einem Sturm aus der Krone eines alten Baumes (Wenke Weber) fällt – und dadurch dem Leben begegnet. Der Vogel weiß nichts von der Welt, kennt weder ihre Gefahren noch ihre Wunder. Doch er trifft Arthur, den naturverbundenen Wächter (mit eindrucksvoller Präsenz: Arthur Sittner), der ihm die Geschichte der Menschheit erzählt – eine Geschichte von Hoffnung, Verlust, Zerstörung und der immer wieder aufkeimenden Sehnsucht nach Heilung.

Was nach schwerem Stoff klingt, wird von Sandra Kaufmanns Ensemble mit einer solchen Leichtigkeit, Leidenschaft und tänzerischen Energie erzählt, dass es das Publikum von der ersten Minute an mitreißt. 27 Szenen, jede für sich ein kleines Kunstwerk, fügen sich zu einem großen Bogen, der Fragen stellt, aber auch Antworten gibt: Was ist uns wichtig? Was können wir bewahren? Was bedeutet eigentlich „Wunder“?

Helga Schuhmacher bei Dance like a Phoenix. Foto Georg Kost
Barock bei Dance like a Phoenix. Foto Georg Kost
Enzo D`Eugenio bei Dance like a Phoenix. Foto Georg Kost

Magie, Menschlichkeit – und Musik
Ein Höhepunkt: Der Auftritt des Crossover-Pop-Tenors Enzo D’Eugenio, der mit „Venedig“ und der Arie „Nessun Dorma“ für Gänsehautmomente sorgte. In einem kurzen Gespräch nach der Vorstellung zeigte sich der Sänger bewegt: „Es war eine magische Atmosphäre. Ich bin sehr dankbar, Teil dieses besonderen Ensembles gewesen zu sein. Das Publikum hat sich berühren lassen – und das ist das Schönste, was Musik erreichen kann.“

Seine Stimme hallte noch lange nach, ebenso wie der Beitrag von Helga Schuhmacher, Rektorin der Verbandschule im Biet, die mit „Impossible Dream“ nicht nur stimmlich überzeugte, sondern auch ein symbolisches Zeichen setzte: Träume sind dazu da, verfolgt zu werden.

Dance like a Phoenix – das Musical Foto Georg Kost

Ein Dorf lebt den Tanz
Tatsächlich war das Musical auch ein Triumph der Gemeinschaft. Die aufwendigen Kostüme – teils ein Jahr im Voraus in Handarbeit gefertigt –, das Lichtdesign, die Technik, das Catering: Nichts wurde dem Zufall überlassen. Sieben Bühnentechniker und eine Vielzahl an Ehrenamtlichen arbeiteten mit Hochdruck hinter den Kulissen, während auf der Bühne Menschen in allen Altersgruppen gemeinsam tanzten, spielten und erzählten.

Sandra Kaufmann, die bereits mit „Anderwelt“ vor acht Jahren ein erstes musikalisches Ausrufezeichen gesetzt hatte, übertraf sich mit ihrem zweiten Werk selbst. Zwei Jahre lang feilte sie an Konzept und Choreografie – oft allein, oft in stillen Momenten. Die Entscheidung, insbesondere hervorgerufen während und nach der Corona-Zeit erneut auf ein solches Projekt einzulassen, war keine leichte. Doch sie war richtig.
„Ich wollte zeigen, dass es sich lohnt, an Wunder zu glauben“, sagte Kaufmann nach der Premiere. „Denn manchmal beginnt Veränderung mit einem einzigen Flügelschlag.“

Dance like a Phoenix – eine Botschaft mit Tiefgang. Foto Georg Kost

Botschaft mit Tiefgang
Dass „Dance like a Phoenix“ weit über klassische Unterhaltung hinausgeht, zeigte sich in der stillen Aufmerksamkeit, mit der das Publikum selbst die leisen, nachdenklichen Passagen aufnahm. Der kleine Vogel, hin- und hergerissen zwischen der Rettung der Natur und der dunklen Faszination von Macht, steht sinnbildlich für unsere Zeit. Kaufmanns Musical ist ein Plädoyer dafür, der inneren Stimme zu vertrauen – und die Kraft zu finden, neu zu beginnen. Wie ein Phönix aus der Asche.

Sabine Wagner, Bürgermeisterin von Neuhausen, war nicht nur im Publikum zugegen, sondern trat erneut in Erscheinung – diesmal als „Schwarzwaldmarie“. Mit Charme und tänzerischer Eleganz bewies sie, dass auch kommunalpolitisches Engagement eine kreative Bühne finden kann.

Ein Blick nach vorn
Ob es ein drittes Musical geben wird? Sandra Kaufmann wiegelt ab: „Jetzt heißt es erstmal durchatmen.“ Doch wer ihre leuchtenden Augen nach dem Schlussapplaus sah – einem minutenlangen, stehenden Applaus –, weiß: Das Feuer der Kreativität brennt weiter. Und bis dahin? Bleibt das, was alle Beteiligten und Besucher dieses außergewöhnlichen Abends mitgenommen haben: das Gefühl, dass Wunder tatsächlich möglich sind – wenn wir an sie glauben, sie tanzen und gemeinsam leben. „Dance like a Phoenix“ – ein Stück für die Seele. Ein Erlebnis, das bleibt.  < Fotogalerie >