
Die Vorstandsmitglieder der Sri Lanka Kinderhilfe im Biet e.V. um den Vorsitzenden Walter Bogner (rechts) und der zweiten Vorsitzenden Anusha Lux (z.v.l.) Foto: Georg Kost
NEUHAUSEN, 29.07.2025 (rsr) – Wenn am 1. August im Schwalbennest in Neuhausen gefeiert wird, ist es mehr als ein Vereinsjubiläum: Es ist der bewegende Rückblick auf zwei Jahrzehnte Menschlichkeit, Engagement und globale Verantwortung, getragen von Menschen weit über die Gemeinde Neuhausen und das Biet hinaus. Vor 20 Jahren entstand aus tiefer Betroffenheit und spontaner Solidarität mit den Opfern des verheerenden Tsunamis in Südostasien die Kinderhilfe Sri Lanka im Biet e. V.. Heute ist der Verein ein Vorbild für nachhaltige Entwicklungshilfe mit Herz und Verstand – verwurzelt in der Heimat, wirksam in der Welt.
Ein Anfang in der Katastrophe – und ein langfristiges Ziel
Die Gründung des Vereins geht auf den Tsunami an Weihnachten 2004 zurück, der besonders die Küstenregionen Sri Lankas schwer traf. Zehntausende verloren ihr Leben, unzählige Familien standen vor dem Nichts. In Neuhausen und Umgebung war die Erschütterung groß – und sie mündete in raschem Handeln. Eine zentrale Figur dieser frühen Hilfe war Anusha Lux, selbst mit familiären Verbindungen nach Sri Lanka, die spontan Spenden sammelte und Transporte organisierte. Ihre Initiative entfachte eine Welle der Hilfsbereitschaft im Biet.
Aus der Erkenntnis, dass vor allem Kinder unter den Folgen der Katastrophe litten, entstand der Entschluss, das Engagement auf dauerhafte Beine zu stellen. Am 18. August 2005 wurde der Verein gegründet – getragen von dem Wunsch, über kurzfristige Nothilfe hinaus Perspektiven zu schaffen. Mit einer klaren Satzung, dem Grundsatz völliger Ehrenamtlichkeit und dem Versprechen, jede Spende ohne Abzug in die Projekte vor Ort zu investieren, setzte der Verein von Beginn an auf Transparenz und Nachhaltigkeit.
Ein Zuhause für Hoffnung und Bildung
Im Zentrum der Vereinsarbeit steht das Sunrise Children’s Home in Kochchikade, einem Fischerdorf nördlich von Negombo. Dort finden rund dreißig Mädchen, die ihre Eltern verloren haben oder aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen, einen sicheren Ort zum Aufwachsen. Neben Unterkunft und täglicher Versorgung liegt der Fokus auf schulischer Bildung, individueller Förderung und der Vorbereitung auf ein eigenständiges Leben durch eine Berufsausbildung. Das Heim bietet nicht nur Schutz, sondern eröffnet echte Zukunftschancen.

Das Kinderheim der Sri Lanka Kinderhilfe im Biet. Archivbild Walter Bogner
Ergänzt wird dieses Angebot seit zwei Jahren durch den Sunrise Montessori Kindergarten. Hier werden Kinder aus einkommensschwachen Familien frühzeitig in ihrer Entwicklung unterstützt. Der Kindergarten folgt dem Montessori-Prinzip, das die Eigenständigkeit, Kreativität und soziale Kompetenz der Kinder fördert. In einer Umgebung, die sowohl auf physische als auch psychische Bedürfnisse abgestimmt ist, finden die Kleinsten Raum zum Entdecken, Lernen und Wachsen.
Schulpaten, Perspektiven und persönliche Verbundenheit
Ein weiterer wichtiger Pfeiler der Vereinsarbeit ist das Patenschaftsprogramm für Schulkinder. Aktuell ermöglicht es mehr als siebzig Kindern, regelmäßig eine Schule zu besuchen – mit allem, was dazu gehört: Schuluniformen, Lernmaterialien und Transportkosten werden durch die monatlichen Beiträge ihrer Paten aus dem Biet gedeckt. Diese individuelle Unterstützung hat eine große Wirkung: Sie schützt Kinder vor Armut, Ausbeutung und sozialer Ausgrenzung – und zeigt, wie direkte Hilfe langfristige Veränderungen bewirken kann.
Nothilfe, die wirkt – konkret und unmittelbar
Neben langfristigen Projekten leistet der Verein auch zielgerichtete Nothilfe. Mit Spendengeldern werden regelmäßig warme Mahlzeiten für Bedürftige, Lebensmittelpakete für ältere Menschen oder Großfamilien finanziert – häufig mit einem Vorrat für mehrere Wochen. Wenn medizinische Eingriffe nötig werden, etwa Augen- oder Herzoperationen, übernimmt der Verein nach Möglichkeit die Kosten. Auch orthopädische Hilfsmittel wie Rollstühle oder Sauerstoffgeräte werden beschafft. Seit einigen Jahren hat sich zudem die „Hilfe zur Selbsthilfe“ etabliert: Unterstützt werden kleine Projekte, die Menschen vor Ort dabei helfen, sich eine eigene Existenz aufzubauen.

Ein zentrales Element des lokalen Engagements ist der jährliche Büchermarkt in der Monbachhalle in Neuhausen. Archivfoto: Georg Kost
Engagement, das auch zu Hause verankert ist
Die Grundlage für all diese Projekte wird im Biet gelegt. Ein zentrales Element des lokalen Engagements ist der jährliche Büchermarkt in der Monbachhalle. Dort wechseln rund 60.000 Bücher den Besitzer – verkauft nach Gewicht und mit großem Zuspruch aus der Region. Der gesamte Erlös fließt ohne Abzug in die Vereinsprojekte. Möglich wird dies durch einen engagierten Kreis an freiwilligen Helferinnen und Helfern sowie die Unterstützung örtlicher Betriebe, die mit Logistik und Dienstleistungen zum Gelingen beitragen.
Ein Aufruf zur Beteiligung
Trotz der beeindruckenden Bilanz lebt der Verein noch immer von einer vergleichsweise kleinen Gruppe ehrenamtlich Engagierter. Der Wunsch nach mehr Mitstreitern ist deshalb groß – sei es durch praktische Hilfe, ideelle Unterstützung oder durch neue Impulse im Vereinsleben. Denn auch wenn der Verein auf zwanzig bewegte und erfolgreiche Jahre zurückblicken kann, braucht seine Arbeit ein lebendiges Fundament in der Gemeinde.
Dabei ist die Kinderhilfe sichtbar präsent im lokalen Leben: Ob mit einer traditionellen sri-lankischen Reispfanne beim Abschied des Pfarrers in Mühlhausen oder mit einem Stand beim Weihnachtsmarkt in Neuhausen – die Verbindung zur Region ist stets spürbar. Derzeit bereitet der Verein auch seine Teilnahme an der kommenden Gewerbeschau vor – ein weiterer Schritt, um neue Unterstützerinnen und Unterstützer zu gewinnen.

Viel Arbeit steckt die Vorstandschaft in seinen Büchermarkt. Archivfoto Georg Kost
Blick nach vorn – mit Zuversicht und Verantwortung
Seit seiner Gründung hat der Verein über 650.000 Euro an Spendengeldern gesammelt und vollständig in seine Projekte investiert. Die regelmäßigen Besuche der Vorstandsmitglieder in Sri Lanka gewährleisten eine enge Verbindung zu den Partnern vor Ort und ermöglichen eine direkte Überprüfung der Maßnahmen.
Zum 20-jährigen Bestehen zieht der Verein eine positive Bilanz – und blickt zugleich entschlossen nach vorn. Denn trotz aller Erfolge ist die Not in Sri Lanka nach wie vor groß.
Die Kinderhilfe Sri Lanka im Biet e. V. will auch in Zukunft dafür sorgen, dass Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird – zuverlässig, menschlich und mit dem Blick auf das Wesentliche: die Chance auf ein besseres Leben für Kinder und Familien, die sonst keine hätten. Wer sich engagieren möchte, findet in diesem Verein nicht nur eine sinnstiftende Aufgabe, sondern auch ein herzliches Miteinander – im Biet und darüber hinaus.
Wer mehr erfahren oder den Verein unterstützen möchte – sei es durch eine Patenschaft, Spende oder aktive Mitarbeit – kann sich unter www.kinderhilfe-sri-lanka.de informieren.