Erinnern – “Totentanz”

bei Georg Kost
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Datum/Zeit
14.11.2015
18:00


Luzerner Knabenkantorei unter der Leitung von Eberhard Rex

Die zahlreichen bildlichen Darstellungen aus dem Spätmittelalter des “media vita in mors sumus”, die sogenannten Totentänze, beleuchten in manch unverblümter und unverkrampfter, ja sogar frecher Weise, wie dicht der Tod alle Stationen des menschlichen Lebens begleitet, ganz wie Martin Luther in seinem bekannten Lied 1524 aus jener alten Antiphon übersetzt: “Mitten wir im Leben sind, von dem Tod umfangen”.

Danses funèbres

In Luzern findet sich auf einer der berühmten Holzbrücken über die Reuss, der sogenannten Spreuerbrücke, der umfangreichste aller bekannten barocken Totentänze, der in den Jahren 1616 bis 1637 gefertigt wurde. Er besteht heute noch aus 45 von ursprünglich 67 allegorischen Darstellungen, die ihre literarische Entsprechung in den zeitgenössischen Totentanzdichtungen finden: “Muos ich doch dran – und weis nit wan”. Einer davon hat sich der Komponist Leonhard Lechner (1553-1606) in seinem Zyklus “Deutsche Sprüche von Leben und Tod” angenommen. Dieser wird zwar selten aufgeführt, gilt aber dennoch als Urform aller späteren Totentanzvertonungen. In Anlehnung daran hat über dreihundert Jahre später auch Hugo Distler (1908-1942) Texte von Angelus Silesius mit Verszeilen aus dem Lübecker Totentanz kombiniert und zu seinem berühmten Totentanz-Zyklus zusammengefügt. Tragisch, dass dieses feinsinnige und ausdrucksstarke Werk wohl sein eigener Begleiter in den Tod werden sollte. Drei Jahre vor Kriegsende beging Distler unter dem Druck des nationalsozialistischen Regimes Suizid.

Die spannungsvolle Verbindung zwischen den beiden Totentänzen bildet Johann Sebastian Bachs große Motette “Jesu, meine Freude”, deren christliche Erlösungsverheißung alle Bilder von Tod und Vergänglichkeit aber auch alle Schreckensszenarien unserer Tage überstrahlt: “So nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferwecket hat, in euch wohnet, so wird auch derselbige, der Christum von den Toten auferwecket hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen”.

Erwachsene 10,00 Euro, Kinder und Jugendliche frei

Weitere Informationen unter www.eb-schwarzwald.de
Veranstaltungsort: Calw-Hirsau – Marienkapelle im Kloster Hirsau
Veranstalter: Musikschule Calw, Marktplatz 14, 75365 Calw, Tel. 07051 92080