Datum/Zeit
19.09.2020
19:30-22:30
Aus reiner Bosheit haben die Schwestern Claire und Solange ihren „gnädigen Herrn“ durch falsche Zeugnisse verhaften lassen. Der „gnädigen Frau“ dienen sie weiterhin als Zofen und spielen in deren Abwesenheit ein demütigendes Spiel von Herrschaft und Knechtschaft: Eine von ihnen verkleidet sich, übernimmt die Rolle der „gnädigen Frau“ und kommandiert die andere so lange herum, bis diese aufbegehrt und einen Racheplan schmiedet, der in der Ermordung der „Gnädigen“ endet. Schließlich soll der Ritualmord des Rollenspiels in die Realität getragen werden. Doch die Nachricht von der Haftentlassung des Herrn vereitelt die Pläne der Schwestern. Ersatzweise lässt sich Claire im Spiel von ihrer Schwester vergifteten Tee reichen … Das bekannteste Stück von Jean Genet heißt im Französischen Original „Les Bonnes“, was sowohl „Die Zofen“ als auch „Die Guten“ bedeutet. In Pforzheim wurde es seit den 60er Jahren nicht mehr gespielt und ist eine echte Wiederentdeckung.
„Auf dem ersten Blick ist alles Samt und Seide. Genet lässt uns durch das Schlüsselloch in eine verborgene Welt schauen. Im Schatten der Haute Couture sehen wir zwei Frauen, die beinahe zwischen Phantasien und der Realität verloren gehen. Das sind die Zofen, die nie wirklich erwachsen geworden sind. Heimlich werfen sie sich in die Kleider ihrer Madame. Und wir erleben plötzlich mit ihnen eine ganze Landschaft von Sehnsucht und Begehren, die man nie erwartet hätte. Dann ruft aber wieder die Arbeit und alle Träume verschwinden. Diese stummen Damen im Hintergrund bersten fast vor unerfüllten Wünschen. Das Verlangen nach wirklicher Wertschätzung, nach einem Platz im Leben, nach einer eigenen Schönheit lässt sie irgendwann die Grenzen ihres Spieler überschreiten. Und prompt verwandelt sich ihr vollkommen sortiertes Leben in ein brodelndes Chaos. Genet erzählt diese Geschichte wie einen Krimi, über den man manchmal nur noch lachen kann. Und dann verstummt man plötzlich und staunt über diesen wohlerzogenen Boxkampf im Boudoir.“ Marek Bednarsky, Regisseur
Marek S. Bednarsky (Regie) wurde 1986 in Leipzig geboren. Parallel zu seinem Studium der Theaterwissenschaften und Geschichte an der Universität Leipzig arbeitete er als Regieassistent am Centraltheater Leipzig (u.a. mit Sebastian Hartmann, Martin Laberenz & Steve Binetti). Nach seinem Abschluss war er als Gastassistent am Stadttheater Fürth und von 2013 bis 2016 als Regieassistent an der WLB Esslingen unter Manuel Soubeyrand und Friedrich Schirmer engagiert.
Seit 2016 arbeitet er als freischaffender Regisseur (u.a. an der WLB Esslingen, dem Studiotheater Stuttgart, der Jungen Ulmer Bühne und am Theater Pforzheim) und seit 2019 als Dramaturg an der Jungen Ulmer Bühne.
Mit Michaela Fent, Myriam Rossbach und Nika Wanderer
Inszenierung – Marek S. Bednarsky
Bühne und Kostüme – Steven Koop
Premiere am Samstag, 19. September um 19.30 Uhr im Großen Haus des Theaters Pforzheim
Weitere Vorstellungen am Freitag, 9., Samstag, 24. und Freitag, 30. Oktober sowie an weiteren Terminen im Laufe der Spielzeit.