„Sounds of Europe“ – Wenn zwei Vereine gemeinsam Großes schaffen

Die Musikvereine Steinegg und Friolzheim begeistern mit Gemeinschaftskonzert

bei Georg Kost

Das Projektorchester der Musikvereine Steinegg und Friolzheim unter der Leitung von Sven Sattler beim Konzert in Steinegg. Foto: Georg Kost

NEUHAUSEN-STEINEGG, 10.11. 2025 (rsr) – Europa klang am Sonntagabend im Steinegger Pallottisaal – facettenreich, lebendig und überraschend harmonisch. Unter dem Titel „Sounds of Europe“ präsentierten der Musikverein Steinegg und der Musikverein Friolzheim ein Gemeinschaftskonzert, das weit über eine reine Kooperation hinausging. Was aus der Not – den teils dünn besetzten Registern beider Orchester – entstanden war, erwies sich als musikalischer Gewinn in jeder Hinsicht.
Bereits zum zweiten Mal wagten sich die beiden Vereine an ein gemeinsames Projekt. „Die Instrumente, die einem Orchester fehlen, sind im jeweils anderen vorhanden – in Summe ist das eine runde Sache“, betonte Steineggs Vorsitzender Tilo Köppe. Rund 150 Zuhörerinnen und Zuhörer folgten dem Konzert bei freiem Eintritt. Köppe erinnerte daran, dass die beiden Musikvereine bereits vor elf Jahren gemeinsam aufgetreten waren. Nach der neuerlichen Initiative aus Friolzheim wolle man diesmal nicht wieder so lange warten, bis das nächste Projektorchester entsteht – dann allerdings mit neuem Dirigenten: Tilo Schneider übergibt beim Musikverein Steinegg den Taktstock an Markus Ott aus Simmozheim, während er künftig den Musikverein Unterreichenbach leitet.

Ein Auftakt mit majestätischem Klang
Eröffnet wurde der Abend unter der Leitung von Sven Sattler mit dem feierlichen „Highland Cathedral“ von Michael Korb und Uli Roever in der Bearbeitung von Siegfried Rundel. Auch ohne Dudelsack, den das Orchester nicht besetzt hatte, entfaltete die Melodie ihre ganze Kraft. Vor allem die Klarinetten und Saxophone zeichneten den charakteristischen schottischen Klang eindrucksvoll nach.

Mit dem Shanty „The Wellerman Comes“ nahm das Orchester anschließend Fahrt auf. Die rhythmisch packende Vertonung des neuseeländischen Seemannslieds ließ das Publikum förmlich auf hoher See mit der Crew der „Billy o’ Tea“ mitfiebern. Spürbar war dabei die Begeisterung der Musikerinnen und Musiker, die in diesem Stück auch gesanglich in Erscheinung traten – ein Eindruck, der sich durch den gesamten Abend zog.
Durch das Programm führte sachkundig und charmant Sandra Schmidt.

Von Rockoper bis Pop-Hymne

„Sounds of Europe“ – Wenn zwei Vereine gemeinsam Großes schaffen. Foto: Georg Kost

Mit Blick auf die bevorstehende Weihnachtszeit wagte sich das Projektorchester an ein Werk mit biblischem Bezug: das Titelstück aus Andrew Lloyd Webbers Rockoper „Jesus Christ Superstar“ in der Bearbeitung von Willy Hautvast. Kraftvoll und präzise meisterten die Musikerinnen und Musiker das anspruchsvolle Arrangement – eine gelungene Verbindung von Klassik, Rock und Sakralem, die mit kräftigem Beifall bedacht wurde.
Den Höhepunkt des ersten Konzertteils bildete ein Coldplay-Medley mit den Welthits „Paradise“ und „Viva La Vida“. Hier trafen Emotion und orchestrale Klangfülle aufeinander: Mitreißende Rhythmen, leuchtende Melodien und spürbare Spielfreude sorgten für strahlende Gesichter im Publikum.

Klassik, Alpenzauber und italienisches Temperament
Nach der Pause öffnete sich der musikalische Bogen weiter über den europäischen Kontinent. Mit den Ungarischen Tänzen von Johannes Brahms, entstanden zwischen 1858 und 1869, zeigte das Ensemble beschwingte Virtuosität. Besonders der populäre fünfte Tanz, inspiriert von Béla Kéler und in Siegfried Rundels Blasorchesterfassung dargeboten, überzeugte durch präzises Zusammenspiel und schwungvolle Dynamik.

Bevor Sven Sattler den Taktstock an seinen Kollegen Tilo Schneider übergab, führte das Orchester das Publikum mit Larry Neecks „Glacier Express“ auf eine klangliche Reise durch die Alpen. Von der majestätischen Bergwelt über stürmische Schneepassagen bis zu sonnenhellen Tälern spannte sich ein farbenreiches Klangpanorama – atmosphärisch dicht und bildhaft musiziert.

Im Anschluss wehte ein Hauch von Süden durch den Saal: Mit Italo-Pop-Klassikern wie „Sarà perché ti amo“ und „Azzurro“ bewies das Orchester, dass Blasmusik auch mediterranes Lebensgefühl transportieren kann – leicht, beschwingt und voller Charme.

Als symbolisches Dankeschön überreichte der Vorsitzende des MV Steinegg Tilo Köppe (links) dem scheidenden Dirigenten Tilo Schneider einen „Goldenen Taktstock“. Foto: Georg Kost

Ein Abschied mit „Amazing Grace“
Zum Abschluss erklang das wohl bekannteste Kirchenlied der Welt: „Amazing Grace“, arrangiert von Manfred Schneider. Mit dieser ergreifenden Interpretation verabschiedete sich nicht nur das Orchester vom Publikum, sondern auch Dirigent Tilo Schneider nach elf Jahren als musikalischer Leiter des Musikvereins Steinegg.
Vorsitzender Tilo Köppe würdigte Schneiders langjährige Verdienste um den Verein, den er musikalisch nachhaltig geprägt und weiterentwickelt habe. Erst im vergangenen Jahr war Schneiders zehnjähriges Jubiläum mit einem Festkonzert gefeiert worden.
Als symbolisches Dankeschön überreichten Musikerinnen, Musiker ihrem scheidenden Dirigenten unter großem Applaus der Gäste einen „Goldenen Taktstock“.

Ein lebendiges Zeichen europäischer Verbundenheit
Zum beschwingten Finale vereinten sich alle Mitwirkenden noch einmal zu einer temperamentvollen Zugabe: „Viva La Vida“ und die Polka „Auf der Vogelwiese“ bildeten den fröhlichen Ausklang eines Abends, der lange nachhallte.

Mit „Sounds of Europe“ haben der Musikverein Steinegg und der Musikverein Friolzheim eindrucksvoll gezeigt, dass musikalische Zusammenarbeit weit mehr ist als organisatorische Notwendigkeit. Sie ist gelebte Partnerschaft – ein Beispiel dafür, wie Musik Brücken schlägt: über Landes- und Gemeindegrenzen, Stilen und Menschen.