
Hans-Peter Kügelchen ist Sportler des Jahres beim TSV Calw. Foto: TSV Calw
CALW, 19.02.2025 (pm) – Hans-Peter Kügelchen wurde jüngst als „Sportler des Jahres“ durch den TSV Calw ausgezeichnet, doch seine Geschichte erzählt weit mehr als sportliche Erfolge.
Mit 88 Jahren blickt der gebürtige Rheinländer auf ein bewegtes Leben zurück – geprägt von Engagement, sportlicher Leidenschaft und persönlichen Höhen und Tiefen.
Sport als Lebenseinstellung
Seit über 60 Jahren ist das Sportabzeichen ein fester Bestandteil seines Lebens. „1963 habe ich hier in Calw mein erstes Abzeichen gemacht, seitdem kein Jahr ausgelassen,“ berichtet Kügelchen stolz. Als er 1978 die Berechtigung erhielt, selbst Prüfungen abzunehmen, übernahm er die Leitung für den TSV Calw. In seiner Amtszeit stieg die Teilnehmerzahl auf ein Rekordhoch von 325 Personen. Obwohl er die Hauptverantwortung vor drei Jahren abgegeben hat, ist er nach wie vor als Prüfer aktiv.
Seine sportlichen Wurzeln liegen im Gerätturnen. „Ich war kein Spitzenturner, aber ich habe ordentlich geturnt,“ sagt er mit einem Augenzwinkern. Kügelchen leitete jahrzehntelang Turngruppen, darunter auch eine gemischte Gruppe, die bis heute besteht. Noch immer trainiert er regelmäßig und nimmt am Koronar-Sport teil – ein Angebot des TSV, das ihm nach einem Herzinfarkt im Jahr 2022 half, wieder auf die Beine zu kommen.
„Der TSV Calw ist ein großartiger Verein,“ betont er. Über 60 Jahre Mitgliedschaft verbinden ihn eng mit dessen Entwicklung, von den frühen Tagen in der Volkshochschule bis zum modernen Sportzentrum. „Heute haben wir über 3000 Mitglieder und ein beeindruckendes Angebot, insbesondere im Rehasport.“ Besonders stolz ist er auf die enge Zusammenarbeit des TSV Calw mit örtlichen Ärzten und Therapeuten, die den Rehasport fördern und für großen Zuspruch sorgen.
Eine bewegte Lebensgeschichte
Kügelchens Leben war nicht immer leicht. Als Kleinkind wurde er 1940 adoptiert, verlor jedoch mit 15 Jahren beide Adoptiveltern. Nach einer schwierigen Phase kam er zu seinem Onkel. 1996 erhielt er dann, viele Jahre später, überraschend einen Brief von einer Halbschwester, von deren Existenz er bis dahin nichts wusste. Über sie knüpfte er erneut Kontakt zu seiner Mutter, die mittlerweile in den USA lebte. „Wir haben sie einige Male besucht, und so entstand eine enge Verbindung,“ erzählt er.
Die Verbindung von Sport und Gemeinschaft zieht sich durch Kügelchens Leben. „Die Turnerei hat mich geprägt – vom Wesen, vom Gedanken her,“ sagt er. Seine Frau, die er 1960 heiratete, teilt diese Leidenschaft: „Sie war Turnerin und Rheinische Meisterin in der Gymnastik. Diese Leidenschaft hat uns vereint.“
Sport ist auch in der nächsten Generation präsent. Sein Enkel Philipp bereitet sich mit seiner Unterstützung auf die Aufnahmeprüfung an der Sporthochschule Köln vor. „Er ist ein hervorragender Leichtathlet und Sportler allgemein, aber das Turnen ist nicht gerade seine Lieblingsdisziplin,“ sagt Kügelchen schmunzelnd. Gemeinsam trainieren sie akribisch an Übungen wie dem Felgaufschwung oder Handstand-Abrollen. Philipps Bruder Moritz ist nicht weniger sportlich. Er spielt Handball bei der SG HCL und ist auch Jugendtrainer im Handball.
Neben dem Turnen war das Bergsteigen Kügelchens große Leidenschaft. Vier Viertausender, darunter der Grand Paradiso, hat er bestiegen. „Die Berge waren meine große Liebe,“ sagt er. Noch heute schwärmt er von den Gletschertouren und der Ruhe der Alpen.
Auch die Gemeinschaft des Sports war ihm stets wichtig. „Turnen verbindet Menschen. Egal, wo ich beruflich war, ich fand immer Anschluss in Turnhallen,“ erzählt er. Die großen Turnfeste, an denen er regelmäßig teilnahm, sind bis heute unvergessliche Erlebnisse.
Bewegung macht den Unterschied
Mit 88 Jahren bleibt Hans-Peter Kügelchen ein Vorbild für Generationen. Seine Botschaft ist klar: „Bewegung hält uns ein Leben lang fit. Es ist so wichtig, aktiv zu bleiben.“ Ob durch das Sportabzeichen, das Turnen oder seine Rolle als Mentor – Kügelchen zeigt, wie man mit Leidenschaft und Engagement das Beste aus jedem Lebensabschnitt macht.
Seine Auszeichnung als „Sportler des Jahres“ ist nur ein weiteres Kapitel in einer außergewöhnlichen Lebensgeschichte, die weit über den Sport hinausgeht.