Wohin geht die Agenda 2030-Reise?

bei Georg Kost

Der Geschäftsführer der Frma Klingel Reisen GmbH, Andreas Klingel, der Agenda 2030-Koordinator Dr. Jannis Hoek und der Leiter des Amtes für Nachhaltige Mobilität, Sven Besser, (v. l.) Foto: LRA Enzkreis Ute Rahn

ENZKREIS, 30.10.2022 (enz) – Um zu zeigen, wohin die Agenda 2030-Reise gehen soll, wird auf Initiative des Enzkreises ab sofort je ein mit den bunten Nachhaltigkeitszielen beklebter Linienbus der Busunternehmen Klingel Reisen GmbH und Omnibusverkehr Engel GmbH im Enzkreis unterwegs sein.
„Wir schicken die 17 Nachhaltigkeitsziele für insgesamt 18 Monate on Tour, um sie in der Bevölkerung noch bekannter zu machen. Bei der Auswahl der Linien haben wir darauf geachtet, dass die Busse weite Strecken zurücklegen, damit unsere Botschaft – Nachhaltigkeit betrifft uns alle – von möglichst vielen Menschen wahrgenommen wird“, beschreibt Erste Landesbeamtin Dr. Hilde Neidhardt, in deren Dezernat sowohl die Klimaschutz-Stabsstelle als auch das Amt für Nachhaltige Mobilität angesiedelt sind, die Ziele der Aktion, die zu 90 Prozent von der Engagement Global gGmbH im Rahmen des „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“-Programms mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird.

Insbesondere der Straßenverkehr ist laut Dr. Neidhardt bekanntlich eine große Stellschraube in Sachen Klimaschutz. Heute stammten über 60 Prozent der Treibhausgas-Emissionen im Verkehrssektor von Autos. Um das Ziel der Klimaneutralität erreichen zu können, sollen die Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr Baden-Württembergs im Vergleich zum Jahr 2010 bis 2030 verdoppelt werden. Dazu hat die Landesregierung eine ÖPNV-Strategie 2030 ausgearbeitet, die zu einem Qualitätsgewinn des öffentlichen Mobilitätsangebotes führen soll. Laut Sven Besser, Leiter des Amtes für Nachhaltige Mobilität, ist im Enzkreis beispielsweise ab Dezember 2022 im neu vergebenen Verkehrsraum Neuenbürg/Straubenhardt/Dobel auf der Linie 712 der Einsatz eines emissionsfreien Busses vorgesehen und das Leistungsangebot im öffentlichen Personennahverkehr wird weiter verbessert.

„Die Kunst einer nachhaltigen Kreisentwicklung ist es, die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Sektoren zu erkennen und für Mensch und Umwelt das jeweils richtige Maß zu finden“, meint Dr. Jannis Hoek, der Agenda 2030-Koordinator des Enzkreises. So könnten sich etwa der Ausbau des Radwegenetzes, das Erreichen der Klimaschutzziele und die physische und psychische Gesundheit der Bevölkerung durch mehr zurückgelegte Wege mit dem Fahrrad, dem Pedelec, E-Roller oder zu Fuß sehr gut ergänzen. Mit solchen Maßnahmen werden gleich mehrere der Nachhaltigkeitsziele angesprochen, die sich gegenseitig bedingen und positiv ergänzen. Auch der Breitbandausbau wird zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen beitragen, wenn Fahrtwege etwa durch Videokonferenzen und Homeoffice reduziert und der Energiebedarf insgesamt gesenkt werden können. „Und wenn wir durch die Veränderung der Mobilitätsmuster zukünftig einen Rückgang der zugelassenen Kraftfahrzeuge feststellen sollten, kann sich das wiederum positiv auf die Ausgestaltung der Flächennutzungen und die Aufenthaltsqualität in den Städten und Gemeinden auswirken.“

Der Enzkreis hat sich laut Dr. Hoek jedenfalls bereits 2017 zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele entschlossen, diese in seinem Leitbild verankert und in einer Nachhaltigkeitsstrategie zur Kreisentwicklung konkretisiert. Einen Gesamtüberblick über den Stand einer nachhaltigen Entwicklung im Enzkreis werde ein sog. Indikatoren-Bericht geben, der dem Kreistag in der ersten Sitzungsrunde 2023 vorgelegt werden und der weitere nachhaltige Maßnahmen und Projekte nach sich ziehen soll.

Mit den Städten Knittlingen und Mühlacker sowie den Gemeinden Straubenhardt und Mönsheim haben es vier Kreiskommunen dem Enzkreis gleich getan und sich offiziell zur Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele bekannt. „Das dürfen natürlich gerne noch mehr werden“, so die Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz und Kreisentwicklung, Edith Marqués Berger. Aber auch jede und jeder Einzelne sei gefragt, sich aktiv an der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele zu beteiligen. Zumal selten zuvor die Menschen persönlich so spürbar betroffen gewesen seien wie in diesen Zeiten, in denen sich die angespannte energiepolitische Situation an der Zapfsäule preislich merklich niederschlage oder immer öfter extreme Wetterereignisse auftreten.
Fest steht, dass wir möglichst viele Menschen im Enzkreis auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft mitnehmen wollen“, fasst Dr. Hilde Neidhardt zusammen. „Mit der aktuellen Aktion gemeinsam mit den Busunternehmen Klingel und Engel sowie dem Grafiker Ulrich Ganter, denen ich an dieser Stelle herzlich für ihre Unterstützung danke, möchten wir zahlreiche Bürgerinnen und Bürger zum Einsteigen bewegen – und zwar, bevor der Nachhaltigkeits-Bus im wahrsten Sinne des Wortes abgefahren ist.“