Wichtige Unterstützung für den Erhalt der Streuobstwiesen

bei Georg Kost

Dieser Altbaum mit hohem Totholzanteil kann sich dank gezielter Pflegemaßnahmen über eine deutliche Lebensverlängerung freuen.
Foto: LRA Enzkreis B. Reisch

ENZKREIS, 30.11.2022 (enz) –  In einem einwöchigen Intensivkurs können sich Fachwarte für Obst und Garten zum Obstbaumpfleger weiterbilden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der naturschutzgerechten Pflege von Streuobstbäumen. Das Landwirtschaftsamt bot diese Zusatzqualifikation jüngst in Zusammenarbeit mit dem Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft BW e.V. (LOGL) an; 25 Fachwarte aus ganz Baden-Württemberg, darunter zehn aus dem Enzkreis, nahmen an dem Kurs teil und dürfen sich nun „LOGL-geprüfte Obstbaumpfleger“ nennen. Sie kümmern sich im Auftrag von Kommunen oder Privatpersonen um überalterte Streuobstbäume und sensibilisieren mit ihrem Hintergrundwissen Obstwiesenbesitzer, Vereine und Verbände.

„Sie sind wichtige Akteure bei unseren Bemühungen zum Erhalt der Streuobstwiesen“, lobte Holger Nickel. Der Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung überreichte die von Minister Peter Hauk unterzeichneten Urkunden zusammen mit Jürgen Metzger, Vizepräsident des LOGL, und Kursleiter Bernhard Reisch vom Landwirtschaftsamt. Die drei Absolventen mit den besten Prüfungsergebnissen erhielten einen Buchpreis: Cedric Wolfmüller aus Wiernsheim, Alisa Zittel aus Muggensturm (Kreis Rastatt) und Georg Spörlein aus Schopfloch (Kreis Freudenstadt).

Schwerpunkt des praxisbetonten Kurses war neben der klassischen Obstbaumpflege die Sicherung sogenannter Habitatbäume in Streuobstwiesen. „Dabei handelt es sich um einen ungepflegten Altbaum mit hohem Totholzanteil, umfangreichen Morschungen und Höhlungen, aber auch mit strukturreicher Borke“, erklärt Bernhard Reisch. Derartige Bäume böten wertvolle Lebensräume für viele Vogelarten, Kleinsäuger und seltene Käfer. Gefährdete Vögel wie Halsbandschnäpper, Wendehals, Wiedehopf und Steinkauz, aber auch einige Fledermausarten seien auf Baumhöhlen angewiesen. Käfer, die gleichzeitig den Vögeln als Nahrung dienen, leben in Totholz oder strukturreicher Borke.

„Bei ungepflegten Altbäumen besteht die Gefahr, dass sie entfernt werden, weil sie auf den ersten Blick wertlos erscheinen“, sagt Reisch. Durch bescheidene Auslichtungsmaßnahmen könne ihre Vitalität verbessert und damit ihre Lebensdauer verlängert werden. Bäume, die nicht mehr stand- oder bruchsicher sind, würden durch gezielte Schnittmaßnahmen und Kroneneinkürzungen stabilisiert. „Die Pflege dieser Habitatbäume ist somit ein wichtiger Beitrag zum Erhalt und zur Verbesserung der Biodiversität in der freien Landschaft“, betont Reisch.