Vorbildliche Integration in Rutesheim

bei Georg Kost

Natascha Bauer. Foto Stadt Rutesheim

RUTESHEIM, 05.04.2021(pm) – Natascha Bauer ist seit 2011 für die Asylbetreuung und seit 2020 für das Integrationsmanagement der Stadt Rutesheim zuständig. Sie hat hautnah miterlebt, was die sogenannte Flüchtlingskrise vor allem in den Jahren 2015 und 2016 an Aufgaben und Herausforderungen für Kommunen bedeutete.
Heute kann sie sagen: „Die Integration der Menschen, die in Rutesheim angekommen sind, läuft wirklich vorbildlich.“

Wie sieht der typische Tag einer Integrationsmanagerin aus?
Ich stehe den Flüchtlingen als Ansprechpartnerin zur Verfügung, gehe bei regelmäßigen Vor-Ort-Besuchen direkt auf sie zu, stelle Kontakte her, wenn ihre Anliegen außerhalb meines Aufgabenbereichs liegen und biete allgemeine Lebensberatung.

Wie beeinflusst Corona Sie bei Ihrer Arbeit?
Da wir das Rathaus geöffnet haben und nicht im Homeoffice arbeiten, sind wir wie üblich erreichbar. Es ist unter der Maske etwas schwieriger, die Flüchtlinge, die mit ihren Anliegen zu mir kommen, zu verstehen, aber das ist ja derzeit bei allen Personen so.

Was läuft in Rutesheim besonders gut?
Die Aufnahme der neu zugewiesenen Flüchtlinge läuft sehr gut, das gegenseitige Kennenlernen und der Aufbau des Vertrauensverhältnisses. Und das Interesse der Rutesheimer Bürger an den Flüchtlingen ist glücklicherweise groß und überwiegend positiv. Auch die Vernetzung mitanderen Ämtern, wie beispielsweise dem Job-Center, dem Landratsamt Böblingen, der Agentur für Arbeit, den Justizvollzugsanstalten etc., klappt gut, und nicht nur auf unserer Verwaltungsebene gibt es immer ein offenes Ohr für Vorschläge und Veränderungen, Gesprächsbereitschaft, Verständnis für die Lebensthemen der Flüchtlinge und die Bereitschaft, an diese heranzutreten.

Gibt es Verbesserungsbedarf in manchen Bereichen?
Ja, den gibt es durchaus, allerdings sind Veränderungen teilweise schwer umsetzbar, da es rechtliche Grundlagen gibt, die eingehalten werden müssen.

Wie helfen Sie den Menschen, sich im täglichen Leben zu integrieren?
Durch direkte Ansprache und das Eingehen auf ihre Bedürfnisse, durch Verständnis für ihre Lebenssituation und ihre Probleme sowie indirekt, indem ich Kontakte zu Personenherstelle, die ihnen weiterhelfen können, wenn ich nicht selbst helfen kann. Wichtig ist auch eine solide Lebensberatung. Ich bespreche mit den Flüchtlingen Finanzielles, beispielsweise wie man sinnvoll mit den Leistungen des AsylbLG oder dem ALG II umgehen kann, wieso man finanzielle Rücklagen bilden sollte, wie sie sich einen Überblick über ihre Fixkosten verschaffen, warum man Rechnungen bezahlen muss und was Mahnungen sind, wie sie Ratenzahlung beantragen können und was es heißt, eine Haftpflichtversicherung zu haben, aber auch eher Allgemeines, wieso man sich bewerben sollte, beispielsweise, warum Bildung so wichtig ist, was zu einer gesunden Ernährung gehört. Hinzu kommen Gespräche über die Eigenheiten und Abläufe hier in  Deutschland–Was bedeutet Streu-und Räumpflicht und wieso gibt es diese? Wieso sind hier„ alle“ Religionen willkommen? Was heißt bei uns Schulpflicht? –und allgemeine Orientierungshilfe: Welche Ärzte und Krankenhäuser gibt es in Rutesheim und der Umgebung und wo bekommt man was? Stete, bekennende Wertschätzung gegenüber den Flüchtlingen legt eine sehr schöne Vertrauensbasis, sodass diese auch in Krisenmomenten Mut fassen können, etwas neu anzugehen und sich beispielsweise wiederum eine Arbeit zu bewerben oder nach einer Wohnung zu suchen.

Warum ist die Integration in Rutesheim vorbildlich? Haben Sie ein paar praktische Beispiele?
Wir vermitteln Wohnungen, Arbeitsplätze und Sprachangebote, unterstützen beim Ausfüllen der Anträge für diverse Ämter oder bei der Kontaktaufnahme mit selbigen per Telefon und E-Mail. In Sachen Bildung kontaktiere ich beispielsweise die Schulen, um es den Flüchtlingen zu ermöglichen, an der coronabedingten Notfallbetreuung teilzunehmen oder um Laptops zu organisieren, damit sie im Homeoffice arbeiten können. Nicht zuletzt ist es oft schlicht der persönliche Kontakt und der 2015 gegründete Freundeskreis Flüchtlinge ist sehr rührig und engagiert. Dafür sind wir sehr dankbar und freuen uns über die Zusammenarbeit. Wir haben im Großen und Ganzen wenig Probleme mit unseren Flüchtlingen, sodass wir von einer guten Integration sprechen können.

Bekommen Sie Rückmeldung ob die Flüchtlinge sich in Rutesheim wohl fühlen?
Ja, immer wieder. Manchmal kommen die Flüchtlinge dafür persönlich auf mich zu, manchmal bekomme ich Rückmeldung, wenn ich sie bei meinen regelmäßigen Vor-Ort-Besuchen treffe. Die meisten sind sehr dankbar, dass sie zu jeder Zeit Kontakt mit mir aufnehmen können, sei es per Telefon, persönlich oder per E-Mail. Sie fühlen sich aufgehoben.

Wie erreichen Sie die Menschen? Sind Sie vor Ort oder kommen diese auf Sie zu, wenn etwas benötigt wird?
Die Flüchtlinge kommen zu mir ins Büro, rufen mich an oder schreiben mir eine E-Mail. Auf Wunsch fahre ich auch zu den Flüchtlingen, um mir ein Bild von ihren Bedürfnissen und Fragen zu machen. Regelmäßig besuche ich die Flüchtlinge auch ohne Anlass, um sie wissen zu lassen, dass es uns wichtig ist, sie nicht aus den Augen zu verlieren.