Unfallbilanz für die Region überwiegend positiv

bei Georg Kost

Symbolfoto infopress24.de

PFORZHEIM, 17.02.20021 (pol) –  Auf den Straßen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Pforzheim ist ein Rückgang der Verkehrsunfälle insgesamt um 19,5 Prozent  im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Die Polizei nahm im Jahr 2020 insgesamt 14.285 Unfälle auf, also rechnerisch knapp 40 pro Tag. Im Jahr 2019 waren es noch 3.453 Unfälle mehr. Dieser positive Trend ist sowohl in den Landkreisen Calw, Freudenstadt und im Enzkreis als auch im Stadtkreis Pforzheim zu erkennen.


Erfreulich ist auch, dass die Anzahl der Unfälle mit Personenschaden um 11,5 Prozent  gesunken ist (2020: 1.704, 2019: 1.926). Bei diesen Unfällen wurden 418 Menschen weniger verletzt als im Vorjahr (2020: 2.183). Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei den Verkehrstoten wieder: 35 Personen mussten 2020 auf den Straßen im Bereich des Polizeipräsidiums ihr Leben lassen. Im Vorjahr waren noch 42 Unfalltote zu beklagen.

Polizeivizepräsident Christian Dettweiler: „Man darf aus den überwiegend positiven Zahlen keine unrealistischen Erwartungen ableiten. Das Jahr 2020 war nicht repräsentativ. Lockdown, Kontaktbeschränkungen, Homeoffice und geringeres Reiseaufkommen führten dazu, dass weniger Menschen im Straßenverkehr unterwegs waren. Und wenn mehr Autos in der Garage stehen, gibt es einfach weniger Unfälle. Die rückläufigen Zahlen zeigen aber auch, dass wir in Pforzheim unsere Aufgaben in der Verkehrsüberwachung nicht vernachlässigt haben, auch wenn die Arbeit der Polizei im letzten Jahr stark durch die Coronapandemie geprägt war“.
Als Hauptunfallursachen gelten Geschwindigkeit und Vorfahrt, beide haben einen Anteil von jeweils rund 15 Prozent.

Ein auffallender Anstieg ist im Bereich der Unfälle unter Beteiligung von Radfahrern zu verzeichnen: Sie stiegen gegenüber 2019 (272) auf 334 an.
Hierzu der Leiter der Verkehrspolizeiinspektion, Polizeidirektor Markus Bauder: „Viele Menschen steigen aus Umweltbewusstsein oder anderen Gründen auf das Rad um. Pedelecs erleichtern zudem nicht nur jungen und sportlichen Fahrern den (Wieder-)Einstieg ins Radfahren. Das ist natürlich grundsätzlich erfreulich, aber es gibt eben auch immer wieder Unfälle – ein Trend, der uns Sorge macht. Und die Folgen sind schnell schwerer Natur. Fahrräder haben nun einmal keine Knautschzone und keinen Airbag“.

Der Pedelec-Anteil lag dabei bei 118 Unfällen (35,3Prozent  der Radfahrunfälle). Dies entspricht einer Steigerung um 76,1Prozent  gegenüber dem Vorjahreswert. Auch hier ist in den letzten Jahren ein stetiger Anstieg zu erkennen.
„Das Problem wird künftig eher größer als kleiner, wenn man die Verkaufszahlen anschaut. Ganz wichtig: Helm auf!“ betont Markus Bauder.

Leicht rückläufig war die Zahl der Motorradunfälle, die gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozent  abnahm. Dem gegenüber steht leider ein Anstieg der Motorradunfälle mit Personenschaden um 13,4Prozent  (2020: 288, 2019: 254).

Bei den Verkehrsunfällen, bei denen mindestens ein Unfallbeteiligter alkoholisiert war, sind die Zahlen weitgehend unverändert (2020: 280 Unfälle, 2019: 284). Dabei stieg jedoch die Zahl der Alkoholunfälle, bei denen eine Person zu Schaden kam, um 13,4 Prozent  (2020: 93, 2019: 85).

Zurückgegangen sind die Unfälle im Zusammenhang mit Drogenkonsum um 18,5 Prozent  (in Zahlen: von 27 auf 22 Unfälle).

Bei den klassischen Risikogruppen „Kinder“, „Junge Fahrer“ und „Senioren“ zeigt sich ein analoges Bild zur Gesamtentwicklung der Unfallzahlen. Im Jahr 2020 gab es fünf Schulwegunfälle mit Verletzten, bei denen drei Kinder schwer und zwei leicht verletzt wurden (2019: insgesamt 13). Auch hier ist ein Zusammenhang mit der Coronapandemie erkennbar (Stichwort Schulschließungen).

Einzelne Aspekte für den Stadtkreis Pforzheim
Im Stadtkreis Pforzheim hat sich die Anzahl der Verkehrsunfälle von 5.457 (2019) auf 4.697 (2020) verringert (-13,9 Prozent ).
Die Gesamtzahl der Radfahrunfälle stieg von 75 (2019) auf 81 (2020) an. Hierbei fällt auf, dass es bei den verunglückten Radfahrern zu einem Anstieg um 14 auf nun 72 kam. Die Unfälle, an denen ein Pedelec beteiligt war, erhöhten sich von 16 (2019) auf 28 (2020).
Angestiegen sind im Stadtgebiet die Unfälle unter Beteiligung von Senioren um 13 auf 103. Hierbei wurden 65 Senioren verletzt.

Einzelne Aspekte für den Enzkreis
Insgesamt ist im Enzkreis ein Rückgang der Unfallzahlen um 20,3 Prozent  und der Unfälle mit Personenschaden um 15,5 Prozent  zu verzeichnen. Im Jahr 2020 ereigneten sich insgesamt 3.710 Unfälle, davon 440 mit Personenschaden. Allerdings stieg in diesem Zeitraum die Anzahl der getöteten Personen leider von acht auf elf.

Die Zahl der Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern stieg von 92 (2019) auf 118 (2020). Dabei wurden 109 Personen verletzt (2019: 82). An den 118 Radfahrunfällen waren 41 Pedelecfahrer beteiligt (2019: 29).

Die Zahl der Alkoholunfälle sank um 25,6 Prozent. Mussten in 2019 noch 86 Alkoholunfälle polizeilich aufgenommen werden, so waren es im vergangenen Jahr 64.

Einzelne Aspekte für den Landkreis Calw
Auch im Landkreis Calw verringerte sich die Gesamtzahl der Unfälle, hier um 12,3Prozent  auf 2.940. Die Zahl der Verletzten ist ebenfalls rückläufig und zwar um 7,9 Prozent; in absoluten Zahlen von 441 (2019) auf 406 (2020). Im Jahr 2020 verloren acht Personen ihr Leben auf den Straßen des Landkreises Calw (2019: 17).

Die Radfahrunfälle stiegen gemäß dem allgemeinen Trend von 58 auf 75 (29,3 Prozent). Dabei stiegen auch die Pedelec-Unfälle von 11 auf 24.
Auffallend ist die negative Entwicklung der Unfälle mit Motorradfahrern im Landkreis Calw im Vergleich zum übrigen Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim: Die Zahl stieg um 33,7 Prozent und erhöhte sich von 83 auf 111.

Einzelne Aspekte für den Landkreis Freudenstadt
Auch im Bereich des Landkreises Freudenstadt sind die Unfallzahlen rückläufig. Nachdem 2019 etwa 3.000 Unfälle registriert wurden, waren es im Jahr 2020 noch 2.094 (Rückgang um 30,4 Prozent). Ein positiver Trend kann auch bei den Unfällen mit Personenschaden festgehalten werden, die um 8,9Prozent  zurückgingen. Dabei stieg allerdings die Zahl der Schwerverletzten um 61 auf 131 Verunglückte. 2020 kamen elf Personen im Landkreis Freudenstadt bei Verkehrsunfällen ums Leben (2019: 15).

Der landkreisübergreifende Trend bei Radfahrunfällen setzt sich auch im Kreis Freudenstadt fort: Sie stiegen von 47 (2019) auf 60 (2020), die Anzahl der hierbei verunglückten Radfahrer von 38 auf 56. Die Zahl der Unfälle unter Beteiligung eines Pedelecs stieg dabei von 11 (2019) auf 25 (2020).
Einen Rückgang um 16,1Prozent  gab es bei den Alkoholunfällen (2020: 47, 2019: 56).

Einzelne Aspekte für den Bereich der Bundesautobahn 8
In der Unfallstatistik ist für das Präsidium Pforzheim der 70 km lange Streckenabschnitt zwischen Karlsbad und Heimsheim (beide Fahrtrichtungen) relevant. Hier gingen die Verkehrsunfälle insgesamt um 33,3Prozent  auf 844 zurück. In etwa ähnlicher Ausprägung verringerten sich die Unfälle mit Personenschaden: Ihre Anzahl ging von 146 (2019) auf 98 (2020) zurück.

Rückläufig sind die Zahlen der LKW-Unfälle, in absoluten Zahlen ein Minus von 71 Unfällen (-37,8 Prozent ) auf 117 Unfälle im Jahr 2020. Dabei waren 2019 noch 26 LKW-Nutzende Verursacher von Unfällen mit Personenschaden, im Jahr 2020 nur noch 19.

Im Jahr 2020 initiierte das Polizeipräsidium Pforzheim eine bundesweit beachtete Kampagne zur Rettungsgasse. Unter dem Motto „Mach Platz! Wir wollen retten!“ wurden besonders in den sozialen Medien sehr viele Menschen erreicht, um dieses wichtige, lebensrettende und immer noch aktuelle Thema in das Bewusstsein zu rücken.

Ausblick: Schwerpunkte 2021
Das Polizeipräsidium Pforzheim wird die Verkehrssicherheit im Stadtkreis Pforzheim und den Landkreisen Calw, Freudenstadt und dem Enzkreis auf allen Straßen und Wegen sowie mit verschiedenen Konzepten und Maßnahmen weiter auf einem hohen Niveau halten.

Dabei gilt ein besonderes Augenmerk der Hauptunfallursache „Geschwindigkeit“, der die Polizei durch gezielte Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen begegnen wird.

„Wir werden aber auch auf die stetig steigendenden Fahrradunfälle und besonders von Pedelecs mit Überwachungs- und Präventionsmaßnahmen reagieren. Beispielsweise werden wir uns am geplanten bundesweiten Kontrolltag im Mai beteiligen“ betonte Markus Bauder.