Naturschutz im Wald

bei Georg Kost

Stechpalme. Foto LRA Enzkreis

ENZKREIS, 22.02.2021 (pm) – Mit der Serie „Naturschutz im Wald“ macht das Enzkreis-Forstamt deutlich, wie umfangreich und spannend die Aufgaben in den Wäldern von Stromberg, Heckengäu, Kraichgau und Nordschwarzwald sind. Diesmal zeigt Michael Bruder, seit 32 Jahren Revierleiter im Straubenhardter Gemeindewald, einen ganzen Stechpalmen-Bestand. Die seltene Pflanze, die man eher unter ihrem lateinischen Namen als Ilex aquifolium kennt, ist der Baum des Jahres 2021.

„Baum“ des Jahres? Den meisten ist die Stechpalme eher als Strauch bekannt – aber sie kann beides! Ob sie nur ein niedriger, 2 bis 5 Meter hoher Strauch ist oder aber ein bis zu 10, in seltenen Fällen sogar 15 Meter hoher Baum, hängt von den vorherrschenden Lichtverhältnissen im Wald ab. Häufig wird die Stechpalme als Ziergehölz angebaut und ist in Gärten und Parks zu finden. In unseren mitteleuropäischen Wäldern wirkt sie wie eine Exotin, obwohl sie eine heimische Baumart ist: Anders als alle anderen bei uns wachsenden Laubbäumen wirft sie im Herbst ihre Blätter nicht ab, sondern ist eine immergrüne Pflanze mit ledrig-steifen, satt dunkelgrünen Blättern, die oft einen welligen, mit unangenehmen spitzen Stacheln ausgestatteten Rand haben. Die Blätter sind wie die roten Beeren giftig. Die Zweige sind als Schmuckreisig zur Weihnachtszeit sehr beliebt.

Ilexwald: Revierleiter Michael Bruder und Trainee Sarah Zwerenz vor einer Stechpalmen-Dickung. Foto LRA Enzkreis

Auch im Nordschwarzwald ist die Stechpalme zu Hause. Im Straubenhardter Gemeindewald findet sich sogar etwas ganz Besonderes: ein ganzer Ilex-Bestand! In einem strukturreichen Tannen-Mischwald kommt sie hier nicht nur einzelbaum- oder einzelstrauchweise vor, sondern flächendeckend auf einer Fläche von gut drei Hektar. Ein hoher Anteil von stehendem wie liegendem Totholz, Spechthöhlen und teils ungewöhnlich starke Alt-Tannen zeichnen diesen Waldbestand aus, außerdem eine ausgesprochen große Vielfalt an verschiedensten Baum- und Konsolenpilzen. Das Biotop ist durch die Waldbiotop-Kartierung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg erfasst. Teile wie die dort vorkommenden Quellen und Wasserläufe stehen unter Naturschutz.

Schon Michael Bruders Vorgänger als Revierleiter in Straubenhardt überließ den Ilex-Wald ein Jahrzehnt lang der natürlichen Entwicklung. „Als Förster ist einem der ökologische Wert einer solchen Besonderheit natürlich bewusst – da war es für mich keine Frage, diesen Bereich auch weiterhin zu schonen“, sagt Bruder. So konnte sich der Ilex-Wald seit mittlerweile über 40 Jahren ungestört entwickeln. Ursprünglich geschah dies als freiwillige Selbstverpflichtung. Der offizielle Charakter kam erst vor einigen Jahren: Im Zuge der Errichtung des Windparks bei Straubenhardt war man auf der Suche nach möglichen Ausgleichsflächen. So wurde auch der Ilex-Wald ganz offiziell aus der Nutzung genommen und zu einem Waldrefugium erklärt. Dieser Nutzungsverzicht wurde der Gemeinde Straubenhardt vom Betreiber des Windparks vergütet und gleichzeitig das Ziel der natürlichen Entwicklung dadurch langfristig gesichert. „Die Gemeinde Straubenhardt konnte somit gleich mehrfach von dem Vorhaben profitieren“, findet Bruder.