Im Corona-Jahr 2021

bei Georg Kost

Symbolfoto © infopress24.de

BADEN-WÜRTTEMBERG, 08.07.2022 (pm) – In Baden-Württemberg wurden im Jahr 2021 rund 113 500 Kinder lebend geboren und damit rund 5 500 mehr als 2020. Damit war die Geborenenzahl im vergangenen Jahr so hoch wie seit 1997 nicht mehr, so das Statistische Landesamt (Tabelle). Bereits seit dem Jahr 2014 ist die Zahl der Lebendgeborenen aufgrund der hohen Zuwanderung und damit verbunden einer Zunahme der Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter angestiegen. Hinzu kommt, dass verstärkt Kinder der geburtenstarken Jahrgänge Anfang der 1960er-Jahre, die so genannten Babyboomer, selbst wieder Kinder bekommen.

Schließlich ist die relativ hohe Geburtenzahl auch auf eine hohe Geburtenrate zurückzuführen. Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau lag im Jahr 2021 bei 1,63 und damit so hoch wie seit 50 Jahren nicht mehr.

Ursächlich für den Anstieg der durchschnittlichen Kinderzahl je Frau seit dem Beginn des vergangenen Jahrzehnts dürfte unter anderem die deutlich verbesserte Kinderbetreuung im Land sein, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert hat. Auch hat sich die durchschnittliche Kinderzahl je Frau aufgrund der Zuwanderung von Frauen aus Ländern mit einer traditionell hohen Geburtenhäufigkeit erhöht. Schließlich könnten hierfür die günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit einem Höchststand an Erwerbstätigen und einer relativ geringen Arbeitslosenquote im Land eine Rolle gespielt haben. Dagegen verzichten Paare in gesellschaftlichen Krisen- und Umbruchsituationen auf die Geburt von Kindern.2 Insofern ist es bemerkenswert, dass die Geburtenrate im zweiten Jahr der Pandemie nochmals deutlich und sogar auf den höchsten Wert seit 1972 angestiegen ist.

Allerdings lag die Geburtenrate auch im vergangenen Jahr weiterhin unter dem für eine Bestandserhaltung der Bevölkerung erforderlichen Niveau. Hierzu wäre eine Geburtenrate von 2,1 Kindern je Frau notwendig. Dieser Wert wurde in Baden-Württemberg nach Angaben des Statistischen Landesamtes letztmals im Jahr 1970 erreicht.

Innerhalb des Landes zeigen sich durchaus bemerkenswerte Unterschiede: Spitzenreiter unter den 44 Stadt- und Landkreisen war im Jahr 2021 der Alb-Donau-Kreis mit einer Geburtenrate von 1,99 Kindern je Frau, gefolgt von den Landkreisen Tuttlingen und Rottweil (jeweils 1,91). Am Ende der Skala rangieren die Stadtkreise Heidelberg (1,10), Freiburg im Breisgau und Karlsruhe (jeweils 1,31) sowie Stuttgart (1,32).

Die Gründe für die regionalen Unterschiede in der Geburtenhäufigkeit sind vielfältig. Auffällig ist weiterhin ein traditionelles, wenn auch nicht mehr flächendeckendes »Land-Stadt-Gefälle«. Das heißt, dass in den meisten ländlich geprägten Gebieten die Kinderzahl je Frau über der der Städte liegt. In Hochschulstandorten wie Heidelberg ist die Geburtenrate besonders niedrig, weil dort viele jüngere Frauen leben, bei denen Studium und Berufseinstieg im Vordergrund stehen und deshalb (noch) keine Familiengründung geplant ist. Tendenziell gilt, dass mit steigendem Bildungsniveau der Frauen die Zahl der geborenen Kinder abnimmt.