Genossenschaftsbanken in Baden wollen weiter die Kräfte bündeln

Vom Rheintal bis hinein in den Nordschwarzwald

bei Georg Kost

Die Volksbank Pforzheim nimmt Fusionsgespräche mit der Volksbank Karlsruhe Baden-Baden auf. Die Vorstände Zachmann, Wankmüller und Hümpfner (von links) Foto VR Bank Enz plus

PFORZHEIM/ENZKREIS, 20. Oktober 2021 – Die Idee einer großen und leistungsstarken Genossenschaftsbank in Baden findet einen weiteren Mitstreiter: Nach der VR Bank Enz plus (Remchingen) nimmt auch die Volksbank Pforzheim Fusionsgespräche mit der Volksbank Karlsruhe Baden-Baden auf. Dies gaben die drei Häuser nach Abstimmung mit ihren jeweiligen Aufsichtsgremien am gestrigen Dienstag bekannt.
„Es ist genau die richtige Zeit, um die genossenschaftlichen Kräfte in der Region zu bündeln. Wir wollen tatkräftig daran mitarbeiten, gemeinsam eine Volksbank in Baden zu gestalten, die für alle Mitglieder, Kunden und Mitarbeitenden die besonderen genossenschaftlichen Werte nachhaltig sichert“, betonte der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Pforzheim, Jürgen Zachmann, im Rahmen eines Pressegesprächs.

Mit einer Bilanzsumme von rund 11 Milliarden Euro, gut 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, 172.000 Mitgliedern und insgesamt 380.000 Kunden würde damit die größte Genossenschaftsbank in Baden-Württemberg entstehen. „Kundennähe, Regionalität, umfassende Beratungs- und Serviceleistungen, Wertschöpfung vor Ort sowie die Förderung des Mittelstands gehören zum Kern des genossenschaftlichen Bankings. Um dies nachhaltig sicherzustellen, sind Größe und wirtschaftliche Stärke unumgänglich,“ macht Matthias Hümpfner, Vorstandsmitglied der Volksbank Karlsruhe Baden-Baden, deutlich.

Zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden der VR Bank Enz plus, Jürgen Wankmüller, betont er: „Wir begrüßen es sehr, dass sich die Kollegen aus Pforzheim uns anschließen wollen. Es wäre eine Partnerschaft dreier gleichberechtigter Partner, die alle aus einer Position der Stärke heraus den Zusammenschluss anstreben. Dies bestätigt uns alle in unserem Leitgedanken einer genossenschaftlichen Ankerbank in der Region.“ Ideal sei, dass die jeweiligen Geschäftsgebiete unmittelbar aneinandergrenzen und sich ergänzen.
Wankmüller: „Vom Rheintal bis hinein in den Nordschwarzwald würde eine leistungsstarke, zukunftsfähige und doch regional ausgerichtete Genossenschaftsbank entstehen. Ein Dreierverbund, der es ermöglicht, das Leistungsangebot noch breiter aufzustellen und weiterhin die Nähe zu den Mitgliedern und Kunden zu erhalten.“ Gerade der wachsende Mittelstand in dieser Region könne von einer wirtschaftlich erfolgreichen und kapitalstarken Volksbank profitieren.

„Viele Unternehmen befinden sich in einem Transformationsprozess und wollen in Innovation und neue Technologien investieren. Dafür ist ein starker und vertrauter Partner wichtig, der uneingeschränkt auf die Finanzierungswünsche eingehen kann“, ergänzt Hümpfner.

Alle drei sind sich einig: Die Megatrends Digitalisierung und demografischer Wandel wirken sich erheblich auf die gesamte Bankenwelt aus. Ebenso die anhaltende Niedrigzinsphase und die zunehmende Regulatorik: Fachkräftemangel, steigende Eigenkapitalanforderungen bei der Kreditvergabe, Aufbau einer digitalen Infrastruktur für die zunehmend mobil agierende Gesellschaft, ein essenziell sich veränderndes Kundenverhalten – die Herausforderungen seien vielfältig.

„Es gilt, selbst bestimmt und aktiv diese Herausforderungen anzugehen, um auch künftig in der Region der starke Finanzpartner für die Menschen und Unternehmen zu sein. Gemeinsam mit den Kollegen aus Karlsruhe/Baden-Baden und Remchingen haben wir die Idee gefasst, die genossenschaftlichen Kräfte weiter zu bündeln“, erklärt Zachmann. Ein Zusammenschluss bietet die Chance, Know-how und Kompetenzen zusammenzuführen, neue Geschäftsfelder zu erschließen sowie das Leistungsangebot für die Kunden noch breiter aufzustellen, sind sich alle Beteiligten einig.

Auch wenn die eigentlichen Gespräche auf dem Weg zu einer möglichen Fusion nun erst starten, besteht in einer wichtigen Frage bereits Einigkeit: Fusionsbedingte Kündigungen schließen alle drei Partner aus. Im Gegenteil gehe es vielmehr darum, sich als attraktiver Arbeitgeber mit interessanten Zukunftsperspektiven zu positionieren.
Hümpfner: „Die gut ausgebildeten jungen Menschen suchen einen attraktiven Arbeitgeber, bei dem sie ihr Wissen anwenden und sich weiterentwickeln können. Hier punkten wir als starke Genossenschaftsbank in einer lebenswerten Region.“

Wie sehen die weiteren Schritte aus?
Am 8. und 9. November stimmen die Vertreterversammlungen in Remchingen und Karlsruhe wie geplant über die Fusion zwischen der VR Bank Enz plus sowie der Volksbank Karlsruhe Baden-Baden zum 1. Januar 2022 ab.

Unabhängig davon starten nun konkrete Fusionsverhandlungen mit Pforzheim. Zu diesem Zusammenschluss sollen die Vertreterinnen und Vertreter im Frühsommer 2022 befragt werden. Die Fusion würde dann rückwirkend zum 1. Januar 2022 erfolgen.

„Wir haben die große Chance, für die Mitglieder und Kunden eine der stärksten und
modernsten Genossenschaftsbanken im Land aufzubauen. Diese Chance wollen wir nutzen“, sind
sich die Verantwortlichen der drei Häuser einig.