Corona und die pflegenden Angehörigen zu Hause

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BÖBLINGEN, 02.03.2021 (pm) – Regina Stukenborg vom Pflegestützpunkt Herrenberg spricht täglich mit pflegenden Angehörigen. Eine pflegende Ehefrau sagt: „Wir schlagen uns so durch“. Eine andere sagt: „Manchmal weiß ich nicht, ob ich nicht morgens schon weinen soll.“ Oder sie fühlen sich „bestraft“, wie der Ehemann der demenzkranken Frau es ausdrückt. Corona macht vor niemandem Halt, auch nicht vor Menschen, die bereits in belasteten Situationen leben und die viel mehr gesellschaftlichen Zuspruch benötigen.

In Deutschland gibt es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 3,4 Millionen pflegebedürftige Menschen. Davon werden 76 Prozent, 2,6 Millionen, zu Hause von einem oder mehreren Angehörigen, manchmal auch gemeinsam mit einem Pflegedienst versorgt.
Diese pflegenden Angehörigen werden oft als „größter Pflegedienst der Nation“ bezeichnet. Sie leisten täglich eine gesellschaftlich wichtige Arbeit, die für das Soziale System unverzichtbar ist. „Eine Leistung, die nicht hoch genug geschätzt werden kann“, sagte Bundesseniorenministerin Franziska Giffey 2019 im Interview mit dem Ärzteblatt.

Doch wie alle bleiben auch die pflegenden Angehörigen nicht von den Auswirkungen der Corona-Pandemie verschont. Im Einzelfall kann dies bedeuten, dass den Familien wichtige Entlastungsangebote wegbrechen. Ohne passende Angebote lassen sich auch die Leistungen der Pflegekasse nicht umfassend nutzen.

Um das Ansteckungsrisiko zu verringern, ist die Zahl der Personen, die Tagespflegen besuchen können, aktuell begrenzt. Betreuungsangebote durch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer können zum Teil überhaupt nicht stattfinden. In der Kurzzeitpflege, die gerne zur Entlastung von Angehörigen genutzt wird, sind strenge Hygiene- und Quarantänemaßnahmen zu beachten. Gleiches gilt auch für die Neuaufnahme in ein Pflegeheim. Zudem ist es bereits unter normalen Bedingungen nicht immer einfach, einen Kurz- oder Dauerpflegeplatz zu finden.

Der Aufruf lautet, soziale Kontakte auf das Nötigste einzuschränken, sich nicht so viel unter andere Menschen zu begeben. Für pflegende Angehörige kann dies aber bedeuten, dass sie sich mit ihrer Aufgabe noch mehr alleingelassen fühlen. Die eigene Verwandtschaft hat große Sorge, den Virus einzuschleppen. Sogar die nachbarschaftlichen Kontakte oder die Begegnungen mit Bekannten reduzieren sich. Dabei ist die Begegnung zwischen Menschen lebenswichtig. Auch Demenzerkrankungen werden durch fehlende Anregungen und Ansprache verstärkt.

Pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige werden daher durch die Corona-Pandemie vor besondere Herausforderungen gestellt. Trotz allem finden sie aber auch in diesen Zeiten Beratung und Unterstützung.

Der Pflegestützpunkt Landkreis Böblingen berät zu allen Fragen rund um das Thema Pflege. Wer Interesse an einem persönlichen Gespräch hat, wendet sich an den
Pflegestützpunkt Standort Böblingen
Telefon 07031/663-3087 oder 663-3653, E-Mail: PSP-Boeblingen@lrabb.de
oder
Pflegestützpunkt Standort Herrenberg
Tel. 07031/663-3076 oder 663-2878, E-Mail: PSP-Herrenberg@lrabb.de
Persönliche Beratungen nach tel. Voranmeldung möglich.