August-Lämmle-Schule wird in Marie-Curie-Schule umbenannt

Leonberger reichten Namensvorschläge ein

bei Georg Kost

Werbung

LEONBERG, 05.08.2021 (pm) –  Die August-Lämmle-Schule wird künftig Marie-Curie-Schule heißen.
Das hat der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause beschlossen. Bereits im November 2020 hatte der Gemeinderat entschieden, dass die Schule umbenannt werden soll. Im März dieses Jahres wurden Bürgerinnen
und Bürger dazu aufgefordert, Namensvorschläge einzureichen.
Eine Projektgruppe aus Verwaltung und Vertreterinnen und Vertretern der Schulkonferenz hat anschließend aus den zahlreichen Vorschlägen zwei Namen ausgewählt – darunter auch die Löwenbändigerin Claire Heliot. Diese fanden allerdings beim Gemeinderat keine Zustimmung, sodass erneut Namensvorschläge erarbeitet wurden. Diese wurden nun zunächst dem Sozial- und Kultusausschuss und anschließend dem Gemeinderat vorgelegt. Im zweiten Anlauf der Suche nach einem neuen Namen für die August-Lämmle-Schule im Leonberger Stadtteil Ramtel ist nun ein neuer Name gefunden: Sie trägt künftig den Namen der renommierten Physikerin und Chemikerin Marie Curie.
Vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Vergangenheit von August Lämmle hatte der Gemeinderat im November 2020 beschlossen, die August-Lämmle-Schule umzubenennen. Dafür hatte die Verwaltung im Vorfeld ein Gutachten des Historikers Peter Poguntke in Auftrag gegeben, das die Rolle des bekanntesten schwäbischen Mundartdichters während des NS-Regimes neu bewerten sollte. Der Gutachter kam zu dem Schluss, dass „Lämmles Texte von einer geradezu peinlichen Verklärung der NS-Ideologie und Verherrlichung Hitlers“ zeugten.
„Mit Marie Curie haben wir einen Namen gefunden, der auf eine breite Zustimmung stößt. Ich bedanke mich bei allen, die bei der Namenssuche beteiligt waren“, sagt Oberbürgermeister Martin Georg Cohn. „Es wird nun alles in die Wege geleitet, damit die Schule zum 1. Oktober umbenannt werden kann“, ergänzt er.
Ein Umbenennen der Schule ist aufgrund der anstehenden Bundestagswahl erst zum 1. Oktober möglich. Zuvor muss die August-Lämmle-Schule noch einmal mit ihrem alten Namen als Wahllokal genutzt werden. Der Grund dafür ist, dass die
Wahlbenachrichtigungen, die auch den Namen des Wahllokals enthalten – aufgrund des engen Zeitplans zur Vorbereitung der Wahl bereits vor dem Gemeinderatsbeschluss in Auftrag gegeben werden mussten.

 

Marie Curie (1867-1934)
Am 7. November 1867 wird Marie Curie als Marya Sklodowska in Warschau geboren. Sie ist Tochter eines Mathematik- und Physiklehrers. 1894 schließt sie ihr Studium der Physik und Mathematik an der Pariser Sorbonne als beste bzw. zweitbeste
ab. Sie promoviert bei dem Physikprofessor Antoine Henri Becquerel. 1895 heiratet sie den Physiker Pierre Curie. Die gemeinsamen Töchter kommen 1897 und 1904 zur Welt. Das Ehepaar arbeitet in einem improvisierten Laboratorium unter äußerst unzulänglichen Bedingungen. Curie ist überzeugt, dass die von Becquerel entdeckte Strahlung des Elements Uranium sich auch bei anderen Elementen nachweisen lässt. Gemeinsam mit ihrem Mann beschäftigt sich Curie mit dem Mineral Pechblende. Sie isoliert zwei bisher unbekannte Elemente, Radium und Polonium, deren Strahlung sie „radioaktiv“ nennen wird. Marie Curie tauft das Element Polonium nach ihrer Heimat. 1903 erhalten die Curies gemeinsam mit Becquerel den Nobelpreis für Physik „für die Entwicklung und Pionierleistung auf dem Gebiet der spontanen Radioaktivität und der Strahlungsphänomene“. Im Jahr 1906 stirbt Pierre Curie. Marie Curie übernimmt daraufhin seine Vorlesungen, als erste Dozentin an der Pariser Universität. Sie erhält zwei Jahre später die ordentliche Professur für Physik. 1911
wird sie für die Isolierung des Elements Radium mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Von 1914 bis 1918 entwickelt sie gemeinsam mit ihrer Tochter Irène im Ersten Weltkrieg eine mobile Röntgenstation. Curie steuert selbst an der Front einen dieser Röntgenwagen, der die Untersuchung verletzter Soldaten vor Ort ermöglicht.
Am 4. Juli 1934 stirbt Curie an Leukämie, einer Folge ihrer hochdosierten und langjährigen Kontakte mit radioaktiven Elementen.